Abba Ammonas war einer der ägyptischen Wüstenväter. Dieses Milieu war von harter Askese und rigoroser Ethik geprägt. Die Mönche lebten als Einsiedler in ihren Zellen, in einem solchen Abstand voneinander, dass sie sich wöchentlich zur liturgischen Feier treffen konnten. So konnten sie auch ein Auge aufeinander haben. Von Abba Ammonas wird nun Folgendes erzählt:

Abba Ammonas kam eines Tages zum Essen an einen Ort, an dem sich ein Mönch mit schlechtem Ruf befand. Nun geschah es, dass eine Frau kam und die Zelle des Bruders mit dem schlechten Ruf betrat. [Das war ein absolutes Tabu und in diesem Fall wohl auch nicht unverfänglich.] Als die Bewohner des Ortes dies erfuhren, wurden sie unruhig und versammelten sich, um den Bruder aus seiner Zelle zu vertreiben. Da sie wussten, dass Bischof Ammonas an diesem Ort war, baten sie ihn, sich ihnen anzuschließen. Als der betreffende Bruder dies erfuhr, versteckte er die Frau in einem großen Fass. Die Schar der Mönche kam zu dem Ort. Nun sah Abba Ammonas die Lage klar, aber um Gottes willen bewahrte er das Geheimnis; er trat ein, setzte sich auf das Fass und befahl, die Zelle zu durchsuchen. Als die Mönche alles durchsucht hatten, ohne die Frau zu finden, sagte Abba Ammonas: „Was ist das? Gott möge euch verzeihen!“ Nachdem er gebetet hatte, ließ er alle hinausgehen, dann nahm er den Bruder bei der Hand und sagte: „Bruder, sei auf der Hut.“ Mit diesen Worten zog er sich zurück.(1)

(1) The Sayings of the Desert Fathers. The Alphabetical Collection. Translated, with a foreword by Benedicta Ward. 1975 Cistercian Publications, S. 28

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert