Meine Freunde aus dem Mittelalter gebrauchen bisweilen eine recht blumige Sprache. So schreibt Hugo Ripelin von Strassburg (ca. 1205–1270) in seinem seinerzeit vielgelesenen Compendium theologicae veritatis:
- „Gott ist in der gläubigen Seele, wie der Bräutigam im Brautgemach, wie der König in seinem Reiche, der Turm im Lager, der Lehrer in der Schule, die Quelle im Garten, das Licht im Dunkel, der Schatz im Acker, der Wein in der Weinzelle, der Carbunculus in der Goldfassung, wie das Manna in der Bundeslade, das Siegel am Dokument, die Medizin in der Apotheke, wie die Zither beim Gastmahl, das Bild im Spiegel, die Frucht am Baum, das Öl in der Lampe, die Lilie im Tale …
- … die Seele ist auf vielfache Weise in Gott, nämlich: wie der Zweig im Baum, die Biene in der Blume, das Schiff am Gestade; wie der Sessel im Brautgemach, der Schatz im Acker, die Schrift im Buch, das Vöglein im Nest, der Fisch im Bach; wie jedwede Sache an dem ihr zustehenden Ort, wie der Stern am Firmamente, das Bild im Spiegel, das Wachs im Siegel, der Edelstein in Gold, der Honig in der Wabe …
- … die Gnade kommt uns von Gott wie der Strahl von der Sonne, das Reis aus der Wurzel, der Honig von der Blume; wie der Bach aus der Quelle, wie das Bild vom Künstler gemäß der inneren Idee und dem äußeren Werk.“ (1)
So isset!
(1) Zitiert nach: Ephrem Filthaut (Hg.): Johannes Tauler. Ein deutscher Mystiker. 1961 Hans Driewer Verlag, S. 99-100
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