Der orthodoxe Bischof Kallistos Ware (1934-2022) erzählt in einem Vortrag, wie er bereits als Kind die Schönheit des Gebets entdeckte (1):

„Als ich zehn Jahre alt war, hörte ich eine Predigt über das Gebet, in der es um einen alten Mann in einem abgelegenen Dorf ging. An diese Geschichte erinnere ich mich bis heute … Es war einmal ein alter Mann, der jeden Tag Stunden in der Kirche verbrachte. Sein Freund fragte ihn: ‚Was machst du da eigentlich die ganze Zeit?‘ Er antwortete: ‚Ich bete.‘ ‚Beten?‘, fragte sein Freund, ‚es muss sehr viele Dinge geben, um die du Gott bittest.‘ Der alte Mann antwortete mit einer gewissen Herzlichkeit: ‚Ich bitte Gott um nichts.‘ ‚Was‘, fragten sie, ‚was tust du dann?‘ Und der alte Mann antwortete: ‚Ich sitze einfach da und schaue Gott an, und Gott sitzt da und schaut mich an.‘ Als ich zehn Jahre alt war, dachte ich, das sei eine sehr gute Definition von Gebet. Und ich denke das auch jetzt noch.“

Auch mir gefällt diese Definition. Es ist nicht die einzige Art zu beten, aber eine sehr angenehme, wenn man bei ihr angekommen ist.

(1) Kallistos Ware: What is Prayer? Vortrag am 4.3.2008 in der Seattle Pacific University

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert