Paulus beginnt seinen Brief an die Christen in Rom sehr ungewöhnlich. Seine Einleitung sprengt die Briefkonventionen der Antike. Und seine Selbstvorstellung beginnt er, für ihn untypisch, damit, dass er sich als „Sklave Christi Jesu“ bezeichnet. Wie kann man etwas so Schönes wie die Beziehung zu Jesus mit einer der hässlichsten Institutionen vergleichen, die die Menschheit hervorgebracht hat? Es gibt zwei Deutungsmöglichkeiten: Man kann seine Selbstbezeichnung aus der jüdischen Tradition (vor allem dem Tanach, unserem Alten Testament) erklären oder aus der römischen Stadtkultur. In beiden findet man Möglichkeiten, das Bild der Sklaverei so zu interpretieren, dass man versteht, warum Paulus es gebraucht. Weil man bei ihm oft auf eine ähnliche Alternative stößt, lohnt es sich, an diesem Beispiel zu zeigen, wie man zu einem Ergebnis kommt.
Zitierte Literatur:
- Dale B. Martin: Slavery as Salvation. 1990 Yale University Press
- Peter Pilhofer: Die frühen Christen und ihre Welt. 2019 Mohr Siebeck
- Peter Lampe: Die stadtrömischen Christen in den ersten beiden Jahrhunderten. 2019 Mohr Siebeck
- Hugo Blümner: Die römischen Privataltertümer. 1911 Beck
- Craig S. Keener: Romans. 2009 The Lutterworth Press
- Philo von Alexandria: Gesandtschaft an Caligula. In: Die Werke in deutscher Übersetzung. Band VII. 1964 De Gruyter & Co.