Vor einigen Tagen habe ich über das Geschenk einer „inneren Quelle“ (nach Johannes 4,14) geschrieben. Erst kürzlich bin ich auf einen Text von Teresa von Avila gestoßen, in dem sie diese Erfahrung besser beschreibt, als ich es könnte. Deshalb will ich ihn kurz mitteilen.

Teresa vergleicht die Wirkungen Gottes in uns mit dem Bild des Wassers, das in uns hineinfließt. Das entspricht vielen biblischen Aussagen, in denen der Geist Gottes als „Wasser“ und unsere Beziehung zu Gott als „dürsten“ und „trinken“ bezeichnet wird. Weiter führt Teresa aus, dass diese Gabe des göttlichen Wassers auf zwei Arten in uns gelangen kann. Die erste Art der Bewässerung ist das Ergebnis eigener Aktivitäten: „Beim einen kommt es von weiter her durch viele Röhren und Technik …“ Sie meint damit vor allem die christliche Meditation, das Mittel, das ihren damaligen Leser/innen hauptsächlich zur Verfügung stand. Wir könnten viele weitere „Röhren“ anführen: Lobpreis, Konferenzen, Einkehrtage, Segnungsgottesdienste, spirituelle Literatur, meditative Bibellese, verschiedene Gebetsformen usw. Teresa stellt fest, dass es dabei zu intensiven Gefühlsregungen kommen kann. (Die Nähe Gottes wird dadurch wahrgenommen, dass man zu Tränen gerührt oder freudig erregt wird.) Dieser Weg steht grundsätzlich allen offen, aber jeder muss für sich selbst herausfinden, welche Übungen und Unternehmungen ihm am besten das Wasser des Geistes zuführen. 

Die zweite Art der Bewässerung beschreibt Teresa so: „… das andere [Becken] ist unmittelbar am Quellort des Wassers erbaut und füllt sich nach und nach ohne jedes Geräusch [gemeint ist: ohne starke Emotionen, sondern auf eine tiefere Weise, die sie im Folgenden beschreibt] … und wenn die Quelle überströmend ist … quillt immerfort Wasser daraus hervor … [Sie] bekommt das Wasser von seinem Ursprung selbst, der Gott ist … Er bringt es im größten Frieden und in aller Ruhe und Zärtlichkeit aus unserem eigenen tiefsten Innern hervor, ohne dass ich weiß von wo noch wie. Auch spürt man diese Beglückung und Beseligung im Herzen am Anfang nicht so, doch nachher erfüllt es damit alles. Es ergießt sich dieses Wasser nach und nach in alle Wohnungen und Seelenvermögen [in unser ganzes inneres], bis es sogar den Leib erreicht, weshalb ich sagte, dass es bei Gott anfängt und in uns endet … Sobald nämlich dieses himmlische Wasser aus der Quelle, ich meine aus der Tiefe in uns hervorzuquellen beginnt, sieht es so aus, als dehne und weite sich nach und nach unser ganzes Innere und bringe Güter hervor, die sich nicht benennen lassen, ja die Seele kann noch nicht einmal verstehen, was das ist, das ihr dort geschenkt wird.“ (1)

(1) Teresa von Avila: Wohnungen der Inneren Burg. 2021 Herder Verlag, S. 131-133

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