Gute Theologie führt zur Anbetung. Wenn unsere Theologie uns nicht immer wieder dahin bringt, Gott zu bestaunen und seine Schönheit zu bewundern, fehlt ihr etwas. Einige große Theologen der Geschichte des Christentums (darunter Augustinus, Anselm von Canterbury und Karl Rahner) haben sogar ganze Bücher oder Teile davon in Gebetform geschrieben. So redet Augustinus im ersten Kapitel seiner Bekenntnisse Gott wie folgt an:
„Du Höchster, Bester, Mächtigster, Allermächtigster, Barmherzigster und Gerechtester, Verborgenster und Gegenwärtigster, Schönster und Stärkster, breit dastehend und doch unbegreiflich, unwandelbar und doch alles verwandelnd, nie neu, nie alt, aber alles erneuernd, »hinwelken lassend die Hochmütigen, und sie merken’s nicht«, immer tätig, immer ruhig, sammelnd ohne zu bedürfen, tragend, füllend und schützend, schaffend, nährend und vollendend, suchend, wo nichts dir fehlt. Du liebst und gerätst doch nicht in Wallung, eiferst und bist doch gelassen, es reut dich und bist doch unbekümmert, du zürnst und bleibst doch ruhig, änderst wohl dein Verhalten, aber nie deinen Ratschluß …“(1)
Solche Gebete, wenn ich sie lese, erheben meine Seele zu Gott.
(1) Aurelius Augustinus: Confessiones. 2004 Artemis & Winkler Verlag, S. 13