In dieser Folge beschäftige ich mich mit der Fehleranfälligkeit von Bibelauslegungen. Einige Ursachen von Denkfehlern und Trugschlüssen zeige ich an einem Fallbeispiel – dem Streit um eine Junia aus Römer 16,7: „Grüßt Andronius und Junia … die berühmt sind unter den Aposteln.“ Zwei Fragen haben in den vergangenen 50 Jahren die Gemüter erhitzt: War Junia eine Frau oder ein Mann? Und wenn sie eine Frau war, war sie auch eine Apostelin oder genoss sie nur einen guten Ruf bei den Aposteln? Vor 50 Jahren waren fast alle überzeugt, dass Junia eine Frau ist. Heute gehen die meisten von einer Apostelin Junia aus. Sie ist ein wichtiges Argument für Frauen, die in ihren Kirchen für Gleichberechtigung kämpfen. Für die, die das verhindern wollen, ist sie ein lästiges Argument. Wegen dieser Bedeutung zeichne ich die Schritte genau nach, die zum Ergebnis führen, dass Junia eine Frau sein muss. Ich tue das so niederschwellig und anschaulich wie möglich, damit alle nachvollziehen können, warum wir uns hier inzwischen auf sicherem Boden bewegen. Außerdem können so Leute, die sich bisher kaum oder gar nicht mit Theologie beschäftigt haben, aber neugierig sind, was die Experten eigentlich so machen, einmal einen Einblick gewinnen, wie neutestamentliche Wissenschaft arbeitet. Sie gleicht oft einer minutiösen Detektivarbeit, mit der geduldig Indizien zusammengetragen werden, um zu einem Ergebnis zu kommen. Aber wie alles Menschliche, kennt auch diese Detektivarbeit Licht und Schatten. Es gibt Sternstunden und wichtige Entdeckungen, aber auch dunkle Kapitel, Fake News und Blindheit für Fakten.

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