Wenn ich mich derzeit mehrfach zum Konflikt zwischen bibeltreuen und postevangelikalen Christen äußere, dann liegt das daran, dass ich zu beiden grundsätzlich ein gutes Verhältnis habe. Ich hatte enge Beziehungen und gute Freundschaften mit Vertretern beider Seiten, als ich noch aktiv war – jetzt im Ruhestand lebe ich eher zurückgezogen. Bei beiden habe ich Gott erlebt, bei beiden Gutes entdeckt. Deshalb bedaure ich, dass beide oft nicht miteinander können.
Eigentlich wollen beide etwas Gutes: Bibeltreue Christen möchten der Bibel zur vollen Geltung verhelfen, postevangelikale Christen möchten den Glauben befreien von dem, was Menschen einengt und unfrei macht. Aber bei beiden empfinde ich, dass sie ihr jeweiliges Anliegen nicht immer angemessen vertreten. Beide können übers Ziel hinausschießen, und dann kann es kontraproduktiv werden.
Ich meine, dass bibeltreue Christen nichts verlieren müssten, wenn sie ihre Haltung zur Bibel noch einmal überdenken würden. Und ich meine, dass postevangelikale Christen etwas gewinnen könnten, wenn sie ihre Dekonstruktionen gelegentlich überdenken würden.
Zitierte Literatur:
Bibelbund: International Council on Biblical Inerrancy: Die Irrtumslosigkeit der Bibel. Erste Chicago-Erklärung von 1978. Deutsche Übersetzung. 2008 Bibelbund-Verlag
Emil Brunner: Die christliche Lehre von Gott. Dogmatik Band 1. 1946 Zwingli Verlag Zürich
William Hendriksen: New Testament Commentary. Exposition of the Gospel According to Luke. 1978 Baker Book House
Heidelberger Katechismus. Revidierte Ausgabe. 8. Auflage. 2022 Brill Deutschland
Alexei Nawalny: Schweigt nicht!: Reden vor Gericht. 2021 Droemer Knaur
Fragen zu Nachdenken oder für ein Gespräch:
- Wie gehst du damit um, wenn du auf biblische Aussagen stößt, die dir widersprüchlich oder unangemessen vorkommen?